Acht Tage ehrenamtlich in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs

Geschichte für Jugendliche und mit Jugendlichen erlebbar zu machen, ist seit mehreren Jahren Anliegen der Projektgruppe „Kriegsgräber“. Deshalb sind die jährlichen Workcamps der Gruppe immer schnell ausgebucht. In diesem Jahr begann das Eintauchen in die Vergangenheit quasi vor der Haustür. So gab es einerseits in Schwerin, Kühlungsborn, Anklam, Neubrandenburg, Gelbensande, Schwarzenpfost, Schlagsdorf und Heringsdorf viel Neues zu erfahren. Andererseits kam es auch zu herzlichen Wiedersehensfreuden.
Auf dem Alten Friedhof in Schwerin halfen die zwölf bis achtzehnjährigen Schüler und Schülerinnen zwei Tage bei der Pflege ziviler Kriegsgräber aus dem Zweiten Weltkrieg. Zudem gab es umfangreiche Erläuterungen vom Landesgeschäftsführer des Volksbundes, Karsten Richter, zu weiteren Kriegsgräberanlagen auf dem Friedhof.

Zu einem herzlichen Wiedersehen kam es dann in Kühlungsborn. Pastor Borchert und seine Frau sowie Volkmar, Sebastian und Roswitha Mehl empfingen uns im Pfarrhaus auf dem Alten Friedhof. Wie im vergangenen Jahr wurden die Teilnehmer aus Rövershagen und Freiwillige der Bundeswehr toll verpflegt. Zuvor hatte es sich Stefanie Drese, Ministerin für Soziales, Gesundheit und Sport und Regionalvorsitzende Bad Doberan des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Mecklenburg-Vorpommern, nicht nehmen lassen, sich bei allen Freiwilligen für ihren Einsatz zu bedanken. Auch Bürgermeister Kozian fand Worte des Dankes. An diesem Tag stand auch der Besuch der ehemaligen jüdischen „Villa Hausmann“ in Kühlungsborn, die seit gut einem Jahr ein Forschungsprojekt der Gruppe „Kriegsgräber“ ist, auf dem Programm. Frau Behrendt führte uns durch das imposante Gebäude und beantwortete Fragen zur Geschichte und möglichen zukünftigen Nutzung des denkmalgeschützten Hauses.

Weitere geschichtliche Eindrücke gab es in der Gedenkstätte „Fünfeichen“ in Neubrandenburg. Die Mahn- und Gedenkstätte erzählt die Geschichte eines Ortes mit "doppelter Vergangenheit". Nationalsozialistische und stalinistische Verbrechen wurden hier begangen. Nach einer Führung entlang des historischen Ortes wurden Rosen gepflanzt und das Steinfeld verschönert. Dann konnte noch jeder Gedanken auf kleine Steine notieren, die in den Steingarten gelegt wurden.

Weitere Pflegearbeiten erfolgten auf dem Lazarettfriedhof und an der Gedenkstätte für polnische Zwangsarbeiter in Gelbensande. Der anschließende Besuch auf dem Gelände des ehemaligen KZ Außenlager Schwarzenpfost vermittelte den Jugendlichen eindringlich die Bedeutsamkeit des Workcamps.

An einem weiteren Ort konnte die Projektgruppe Geschichte erleben und begreifen: das „Grenzhus Schlagsdorf. Informationszentrum innerdeutsche Grenze“ ist die größte und wichtigste museale Einrichtung zur Erinnerung an die innerdeutsche Grenze in Mecklenburg-Vorpommern. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Standards dokumentiert, erforscht und vermittelt das Informationszentrum die Geschichte der innerdeutschen Grenze zwischen Ostsee und Elbe von 1945 bis 1990 sowie ihre Vor- und Nachgeschichte. Zwei Zeitzeugen erzählten zudem den Jungen und Mädchen ihre Fluchtgeschichte.

Wenn Schüler und Schülerinnen von der Europaschule aus Rövershagen nach Anklam kommen, sei es wie bei einem Besuch von guten Freunden, auf die man sich freue. So begrüßte Anklams Bürgermeister Michael Galander seine Gäste. Die Freude auf den Besuch der Rövershäger Gruppe konnten alle von Beginn an spüren und erleben. Seit 2014 besteht der enge Kontakt zur Stadt. In den zurückliegenden Jahren wurde ein herzliches Band zwischen der Schule und der Stadt Anklam geknüpft. Viele Erkenntnisse über das jüdische Leben in Anklam bis zum Zweiten Weltkrieg konnten auch durch die Recherchen der Schüler gesammelt werden. Zahlreiche „Stolpersteine” in der Stadt gehen auf das Engagement der Schüler zurück. Nun waren sie gekommen, um diese Stolpersteine zu putzen, Biografien zu lesen und an die Opfer der Shoah zu gedenken. Auch auf dem kleinen jüdischen Friedhof und dem sowjetischen Ehrenmal säuberten alle Beteiligten Grabsteine. Ein anschließender Rundgang durch das Wehrmachtsgefängnis hinterließ nachdenkliche Teilnehmer. Die Versorgung der Jungen und Mädchen an diesem Tag mit Pizza und Getränken sowie die Herzlichkeit der unterstützenden Mitarbeiter der Stadt und ehrenamtlichen Helfer verstärkte das gemeinsame Gefühl der Freundschaft! Ein Wiedersehen ist bereits im September geplant.

Endstation des Workcamps war der Besuch der JBS Golm auf Usedom. Zum Abschluss des gemeinsamen Engagements ging es zudem nach Heringsdorf zum Säubern des Gedenkortes für die Opfer der beiden Weltkriege. Anschließend gab es noch umfangreiche Informationen zum jüdischen Leben in Heringsdorf durch Herrn Spalink.

Wir möchten uns bei allen Unterstützern und Förderern des Workcamps bedanken:
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
Gedenken und Frieden - Stiftung Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Bundeswehr
Stadt Anklam
Stadt Neubrandenburg
Stadt Schwerin

Unser Dank gilt auch allen ehrenamtlichen Betreuern und Helfern.