Stolpersteinverlegung in Anklam

Einige Schüler der Projektgruppe Kriegsgräber fuhren am 28. April 2014 nach Anklam zur Stolpersteinverlegung der Familie Wagner. Dieses Projekt hat die Projektgruppe initiiert und zur Familie Wagner Nachforschungen angestellt.
Die jüdische Familie Wagner lebte in der Keilstraße 16 und besaß ein Schuh- und Haushaltswarengeschäft, welches sie nach der Reichspogromnacht aufgeben mussten. Martin und Margarete Wagner wurden am 12. Februar 1940 mit einem Transport aus Pommern über Stettin in den Regierungsbezirk Lublin deportiert, und kamen in das Vernichtungslager Belzyce. Ihr gemeinsamer Sohn, Heinz Wagner, konnte 1938 mit einem Kindertransport nach England emigrieren. Ende des Zweiten Weltkrieges ging er nach Palästina, wo er am Unabhängigkeitskrieg zur Gründung des Staates Israel teilnahm. Dort heiratete Heinz Wagner. Ein halbes Jahr nach der Geburt seines Sohnes Eitan Wagner kam Heinz Wagner während des Unabhängigkeitskrieges ums Leben.

Gunter Demnig, der Initiator des Stolpersteinprojektes, verlegte am Nachmittag die Steine zu Ehren von Martin, Margarete & Heinz Wagner. Besonders emotional war dieser Moment für den Enkel der Familie, welcher gemeinsam mit seiner Frau aus Israel angereist war. Doch auch für die Schüler der Projektgruppe war dies ein besonderer Moment: Zu sehen was ihre Arbeit, vor allem für die Angehörigen, bedeutet, sie glücklich zu sehen und eine gewisse Anerkennung für die geleistete Arbeit zu bekommen. Auch die Vertreter der Stadt Anklam lobten das Engagement der Projektgruppe.
Nach dem Setzen der drei Stolpersteine erfolgte die Einweihung der Steine. Anne Giese erzählte den Zuhörern aus dem Leben der Familie Wagner und die letzten Wochen in Belzyce. Die nahezu 50 anwesenden Gäste legten anschließend Rosen nieder und verharrten in stillem Gedenken.
Die Stadt Anklam übergab der Projektgruppe als Anerkennung der geleisteten Arbeit eine finanzielle Förderung für weitere Projekte. Die Jugendlichen beschlossen, dieses Geld für weitere Stolpersteine in Rostock zu verwenden!

Am 2. Mai besuchten Eitan Wagner und seine Frau sowie zwei Verwandte der Wagners aus Deutschland die Europaschule Rövershagen. Sie informierten sich vor Ort über weitere Projekte der Gruppe „Kriegsgräber“ und zeigten sich begeistert über das Engagement der Jugendlichen.

Anne Giese & Patrick Rossa