Erinnerung an Bertha Wagner

In einem Projekt zum Thema "Jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern" haben Jugendliche der AG "Kriegsgräber" Biografien von Männern, Frauen und Kindern aus unserer Region recherchiert, so auch aus Anklam. Neben der Suche in regionaler Literatur und in Archiven forschten die Schüler*innen auch in den Gedenkblättern für die Opfer der Shoah in Yad Vashem. Dort fanden sich Spuren der Familie Wagner aus Anklam und auch der Kontakt zu Eitan Wagner aus Haifa. Damit begann eine wundervolle Freundschaft mit ihm und seiner Frau Rivka. Familienfotos aus der Zeit vor und während der NS-Diktatur waren Eitan fremd, denn er kannte die dort abgebildeten Verwandten nicht, denn Eitans Vater, 1938 mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit gebracht, war während des Unabhängigkeitskrieges des Staates Israels gefallen. Puzzle für Puzzle gelang es, Eitans Familiengeschichte sichtbar werden zu lassen. 2014 konnten so drei Stolpersteine für Martin, Margarete und Heinz Wagner in der Keilstraße 16 in Anklam verlegt werden. Auf dem jüdischen Friedhof in Anklam befindet sich noch der Grabstein für Isidor Wagner, der Urgroßvater von Eitan. Bertha Wagner, Isidors Frau, starb im Januar 1940. Für sie gab es kein Grabstein mehr auf dem jüdischen Friedhof. Die Ursache dafür konnte nicht geklärt werden. Bekannt ist aber, dass Berthas Sohn Martin und Schwiegertochter Margarete Wagner am 12. Februar 1940 von Anklam gen Osten deportiert und im Vernichtungslager Belzyce ermordet wurden.

Um an Bertha Wagner zu erinnern, wurden auf dem Grabstein von Isidor Wagner die Lebensdaten seiner Frau hinzugefügt und für die Nachwelt erhalten. Zudem konnte in einem "Stolpersteinheft" die Familiengeschichte dokumentiert werden.

Wir danken allen, die uns bei diesem Projekt unterstützt haben:

  • Eitan und Rivka Wagner
  • Dr. Rudolf Christ
  • Hansestadt Anklam
  • Schüler und Lehrer der AG „Kriegsgräber“ der Europaschule Rövershagen

Das Projekt wurde finanziell gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern.

 

NDR-Beitrag vom 9. September 2019