Prof. Israel (Imi) Bruderman - Nachruf

Israel Bruderman wurde am 1927 in Ushgorod, damals Tschechoslowakei, geboren. Vater Lazar hatte eine Likörfabrik und war sehr religiös. Mutter Regina war Hausfrau. Die Feiertage wurden eingehalten und zelebriert. Die erste Sprache, die Israel erlernte, war Deutsch, denn seine Kinderfrau aus Wien betreute ihn in jungen Jahren. Israel hatte noch eine drei Jahre jüngere Schwester, Judith.
Als Imre in den Kindergarten kam, sprach er nur deutsch. Später beherrschte er fünf Sprachen: deutsch, ungarisch (seine Mutter war Ungarin), russisch, englisch und hebräisch. Als Imre in der 7. Klasse war, im April 1943, wurde die Familie plötzlich um 4.00 Uhr morgens aus der Wohnung geholt und ins Ghetto getrieben. Israel war 16, seine Schwester 13 Jahre alt. Die Familie musste alles in der Wohnung lassen. Im Ghetto herrschten schreckliche Zustände. Sein Vater war vorher ein angesehener Mann, aber als die Juden den Stern tragen mussten und sie ins Ghetto gebracht wurden, wollten der Bürgermeister und der Polizeichef nichts mehr mit ihm zu tun haben. Im Juni 1944 wurden Israel und sein Vater mit Viehwaggons ins Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert und mussten Zwangsarbeit leisten. Von Auschwitz sind Israel und sein Vater dann nach Buchenwald deportiert worden! Israel arbeitete im Steinbruch. Im April 1945 erlebten sie dann ihre Befreiung in Theresienstadt. Mutter und Schwester überlebten nicht. Beide wurden in Riga ermordet.

Israel und sein Vater kehrten in ihre Heimat zurück, emigrierten dann aber 1949 nach Israel. Sein Vater starb kurze Zeit später im Alter von nur 54 Jahren nach einem Herzanfall. An seinem Todestag arbeitete Israel bei der Armee. In einer Pause kletterte er auf einen Olivenbaum, legte sich auf einen Ast und schlief ein. Er träumte, dass der Ast bricht, sich in die Erde bohrt und dann zu blühen anfängt. "Das ist meine Familie", erzählte Israel. Er war nun ganz alleine, ohne Familie!

Israel studierte Medizin und verliebte sich in Miriam. Sie gründeten eine Familie und sprachen später mit ihren Kindern über ihr Schicksal. "Lange Jahre war ich nicht fähig, nach Deutschland zu reisen", so erzählte uns Israel bei einer unserer ersten Begegnungen.

Mehrmals konnten wir Israel und Miriam in Israel besuchen. Beide kamen auch zu Zeitzeugengesprächen nach Rövershagen. Gemeinsam sprachen sie über die Shoah und erinnerten uns daran, aktiv gegen das Vergessen zu wirken.

Israel Bruderman starb am 17. Januar 2022 in Kfar Saba.