Lettland in Vergangenheit und Gegenwart

Workcamp Riga 2019

"Vergangenheit erforschen, um Europa zu gestalten", so lautete das Motto des diesjährigen Workcamps in Lettland, das etwas ganz Besonderes war. Wir wechselten den Standort vom malerischen Rumänien (Workcamps von 2011–2018) ins Baltikum, nach Lettland. Mit einem Bus der Bundeswehr begann unser Abenteuer. Über Warschau und einer Zwischenübernachtung ging es nach Seja (40 Kilometer von Riga). Dort bezogen wir in einem Sportinternat unser Quartier, um in den nächsten Tagen auf zwei Kriegsgräberstätten des Ersten Weltkrieges zu arbeiten. In Balin (russische und deutsche Soldaten, die hier zwischen September bis Oktober 1917 gefallen sind) wurden die hölzernen Grabkreuze gesäubert und gestrichen, Wegbegrenzungen und der Eingangsbereich ausgebessert. In Podekai (russische und deutsche Soldaten, die von Anfang September 1917 bis Ende November 1917 gefallen oder im Lazarett gestorben sind) putzten wir Grabplatten und erneuerten die Grabinschriften.

Über Grenzen hinweg, für Frieden und Verständigung gemeinsam aktiv werden, das ist seit Jahren ein wichtiger Aspekt unserer Projektarbeit. Und deshalb ging es in unserem Workcamp nicht nur um die Pflege von Kriegsgräberanlagen. In Riga besuchten wir die großen Markthallen und die historische Innenstadt. In Cesis und Turaida genossen wir die Ausblicke von den jeweiligen Burgen aus dem Mittelalter. Und es blieb auch Zeit für ein Bad in der Ostsee!

Einen Tag der besonderen Art erlebten wir dann noch in Riga. Während einer ausgedehnten Führung konnten wir mehr über das jüdische Leben vor, während und nach der Shoah erfahren. Wir besuchten die Synagoge der Stadt und sprachen mit dem Überlebenden Prof. Leo Dribins. Beim Rundgang durch das ehemalige Ghetto der Stadt sahen wir noch unzählige unsanierte Holzhäuser aus den Kriegsjahren. Besonders beeindruckt waren wir von den Gedenkstätten Bikernieki (1941/42 wurden im Wald von Bikernieki etwa 46.500 lettische und deutsche Juden von deutschen SS-Angehörigen und lettischen Kollaborateuren sowie politische Verfolgte und sowjetische Kriegsgefangene erschossen) und Rumbula (Ende 1941 wurden hier im Wald von bis zu 25.500 Juden aus dem Ghetto Riga und 1.000 Berliner Juden von deutschen SS-Leuten und lettischen Helfern erschossen). Beeindruckt waren wir auch von der Gedenkstätte über Zanis Lipke. Er versteckte über 50 Juden vor den Nazis.

All diese Eindrücke und Erlebnisse haben uns dabei bestärkt, auch im nächsten Jahr wieder ein Workcamp in Lettland zu organisieren und mit Leben zu erfüllen.

Wir danken allen, die in diesem Jahr das "Workcamp Riga 2019" finanziell unterstützt haben: der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., das Ministeriums für Inneres und Europa des Landes Mecklenburg-Vorpommern gemäß der Richtlinie zur Förderung des Europagedankens und der europäischen Integration sowie die Stiftung "Gedenken und Frieden".