Lernwerkstatt besucht ehemaliges Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau

Es war Dienstag, der 19.06.2018, 7 Uhr. Vorfreude, Müdigkeit und Spannung lagen in der Luft. Warum? Die 9. Klassen machten sich an diesem Tag im Rahmen der Lernwerkstatt auf den Weg nach Polen, genauer gesagt nach Oświęcim. Knapp 11 Stunden Fahrt hatten sie hinter sich, als sie in einem Internat ankamen, in dem sie die nächsten Tage verbringen würden. Um 19 Uhr gab es Abendessen, kurz danach wurden sie von Teresa auf den folgenden Tag vorbereitet.
Wer ist Teresa? Und warum mussten die Neunklässler auf den nächsten Tag vorbereitet werden? Teresa hat die Schüler betreut und diese auch durch das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau geführt. Damit kommen wir auch zur zweiten Frage. Auschwitz-Birkenau ist ein Ort mit schrecklicher Geschichte. Ohne Zweifel ist es wichtig, sich auf den Besuch eines so grausamen Ortes mental vorzubereiten. Dies geschah bereits im Rahmen der Lernwerkstatt und trotzdem fühlt es sich besonders an, genau dort zu sein, wo die Geschichte der Judenverfolgung einen so grausamen Höhepunkt erfahren hat.
Am Mittwoch war es soweit. Die Besichtigung des Konzentrationslagers stand an. Das Stammlager Auschwitz wurde zuerst besichtigt. Beim Betreten des Geländes war von der guten Laune, die man im Bus noch spürte, nichts mehr übrig. Anschließend wurde das Vernichtungslager Auschwitz II - Birkenau besichtigt. Trotz der unglaublichen Größe dieses Lagers fühlte man sich eingeengt. Jeder Einzelne war durch das Gesehene deutlich bedrückt. Die Führung durch das Konzentrationslager war sehr sachlich, was sehr gut war, denn so könnten die Schüler viele Informationen, darunter unvorstellbar große Zahlen, aufnehmen, ohne von ihren Emotionen daran gehindert zu werden. Nach einer Mittagspause wurde die Gruppe in zwei Teile geteilt. Die einen durften sich Kunst, die durch Häftlinge entstand, ansehen. Die anderen hatten die Möglichkeit, in einigen Akten der SS zu lesen.
Da ein Tag in Auschwitz definitiv nicht ausreicht, ging es am Donnerstag noch einmal dorthin, mit dem Unterschied, dass die Möglichkeit bestand, beide Lager allein zu besichtigen. Zudem hatten die Schüler die Möglichkeit, einige Länderausstellungen zu besichtigen. Länder, wie Ungarn, Russland etc. stellen dort das Thema Judenverfolgung aus ihrer Perspektive dar. Auch hier bestimmen die Schüler die Zeit für den Rundgang. Dies schaffte Raum für eigene Emotionen und Interpretation des Themas... Teresa gab jedem eine Blume, um den Opfern Birkenaus zu gedenken.
Am Nachmittag ging es dann zurück nach Oświęcim, wo eine Stadtführung auf die Schüler wartete. Doch diese sollte nicht die einzige Führung sein. Die nächste fand einen Tag später in Krakau statt. Besichtigt wurden das jüdische Viertel, eine Synagoge mit jüdischem Friedhof, das jüdische Getto, Schindlers Fabrik und die Adler-Apotheke. Es tut gut zu wissen, dass es während des Zweiten Weltkrieges Menschen gab, die ihr eigenes Leben gefährdeten, um andere zu retten. Doch leider war diese Gruppe von Menschen nicht sehr groß.
Am Samstag fuhr der Bus wieder Richtung Heimat. Doch die Eindrücke, die die Schüler in den letzten Tagen sammeln konnten, werden noch lange in ihren Köpfen verwurzelt bleiben. Jeder Einzelne von ihnen konnte sich selbst ein Bild machen und ein Gefühl über die Zeit des Nationalsozialismus, die Konzentrations- und Vernichtungslager entwickeln. Diese Reise wird wohl für immer bei ihnen bleiben. Solche Studienreisen sind sehr wichtig, damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Denn nur wer die Vergangenheit versteht, kann die Zukunft mitbestimmen.