Auschwitz – ein Ort des Mahnens und Gedenkens

Am Montag, den 13.01.2020 hieß es um 7.30 Uhr Abfahrt auf eine Reise in die Vergangenheit. Die Hälfte der Schüler und Schülerinnen der Klassenstufe 9, machten sich auf den Weg in Richtung Auschwitz. Wir wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, was uns dort erwarten wird und wie emotional diese Reise wirklich werden würde... Die Stimmung im Bus war zunächst noch locker und außerdem lag ein Hauch von Aufregung in der Luft. Wir freuten uns auf die gemeinsame Zeit und die andere Form von „Unterricht“. Kaum jemand hatte sich darauf vorbereitet, wie es dort werden würde. Wir hatten zwar die nötigen Vorkenntnisse für diese Fahrt, aber emotional war keiner darauf eingestellt. Um uns vorzubereiten, hatten die Lehrer zwei Filme mitgebraucht. In einem Film hat sich eine 10. Klasse aus Frankreich, wegen eines Wettbewerbes, mit dem Thema "Auschwitz" beschäftigt. In diesem Film konnte man an gleichaltrigen Schülern sehen, wie bewegend und heikel dieses Thema wirklich ist. Im zweiten Film ging es um eine "Eliteschule" von damals und wie die zukünftigen SS-Männer damals trainiert und abgehärtet wurden. Auch hier sahen wir, dass die SS-Männer damals erst normale Kinder waren und nur durch das Training zu diesen Menschen geworden sind. Nach diesen Filmen herrschte eine Zeit bedrücktes Schweigen und viele dachten darüber nach, was wir gesehen und gehört haben. Nach fast 12 Stunden sind wir endlich angekommen. Da die Zimmer schon im Bus festgelegt worden sind, hieß es nun Koffer wegbringen und zum Abendbrot. Nach dem Essen gab es dann die Einweisung für den nächsten Tag und wir wurden in zwei Gruppen geteilt. Hiernach trafen wir uns noch untereinander in den Häusern, aber schnell war jeder wieder bei sich im Haus und ging schlafen, weil die Fahrt nach Auschwitz doch ziemlich anstrengen war.

Am Dienstag ging es dann nach Auschwitz in die Stadt. Dort hatten wir eine Führung durch ein Museum und anschließend noch einen kleinen Stadtrundgang. Nach dem Mittagessen ging es weiter nach Auschwitz I, dem damaligen Stammlager. Hier gingen wir mit einem Guide einen Großteil der Anlage ab und besichtigten die Baracken mit den Ausstellungen. Da man hier aber mehr als 3 Stunden brauchte, um alles ansehen zu können, ging es am Mittwoch erneut hierher. Als wir um ca. 8 Uhr wieder eintrafen, bewältigten wir erstmal die Workshops über z. B. "Die Ärzte in Auschwitz". Danach durften wir uns noch die restlichen Ausstellungen anschauen und fuhren anschließend zum Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Auch hier führte uns ein Guide über die Anlage und zeigte uns die rekonstruierten Baracken und Schornsteine, sowie die zerstörten Krematorien. Jeder bekam hier eine Rose, um sie an einen Ort abzulegen, der einen bewegt hat. Während der letzten beiden Tage, konnte man viele Emotionen bei uns Schülern sehen und auch spüren. Während am Dienstag im Bus noch ausgelassene Stimmung herrschte, sah man am Abend durchweg bewegte und bedrückte Gesichter. Es war ziemlich still im Bus und ein paar von uns, hatten mit ihren Tränen zu kämpfen. Am Mittwochabend waren wir sogar noch bedrückter, weil wir an diesem Tag auch die Krematorien von damals sahen bzw. ihre Ruinen und die Ereignisse dadurch noch realistischer wurden. Mit dem Wissen, welches wir über die beiden Tage gesammelt hatten, konnten wir uns gewisse Szenarien im Kopf ausmalen. An diesen Szenen hatten selbst die Jungen zu kämpfen.

Weil wir durch die Ereignisse in den letzten beiden Tagen emotional so gefordert worden waren, beschlossen die Lehrer spontan noch einen Kurztrip zu einem Einkaufszentrum zu machen. Wie man sich vorstellen kann, war die Freude riesig und es wurde sich erstmal fleißig mit Süßigkeiten eingedeckt… Am nächsten Tag stand dann die Fahrt nach Krakau an. Dort angekommen, wurden wir durch das jüdische Viertel geführt. Als erstes wurde uns eingeschärft, nicht zu dicht an Häuserkanten entlang zu laufen, weil die Tauben sehr zielgenau sein können. Danach ging es auch schon los und wir gingen, nach einer Einführung in die jüdische Religion, in eine echte orthodoxe Synagoge. Das heißt, dass die Juden, die hier beten gehen, streng gläubig sind. Anschließend gingen wir noch auf den unter Denkmalschutz stehenden Friedhof der Kirche. Wir besuchten auch das jüdische Ghetto, die Adler-Apotheke und Schindlers Fabrik. Auf dieser Stadtführung lernten wir, dass es damals auch Menschen gab, die sich für "benachteiligte Menschen" einsetzten und beschützten. Anschließend ging es nach einer kurzen Mittagspause zum Zeitzeugengespräch. Während des Gespräches, sah man viele verschiedene Emotionen auf den Gesichtern. Einigte wirkten zum Beispiel sehr beweget und hatten Tränen in den Augen. Um diesen letzten Tag abzurunden, ging es weiter in die Innenstadt, wo jeder eigenen Interessen nachgehen konnte.

Auch auf der Rückfahrt, wurden zwei Filme angeschaut. Die beiden Filme "Der Junge im gestreiften Pyjama" und "Schindlers Liste", ermöglichten uns verschiedene Perspektiven auf die damalige Zeit zu erhalten. Abschließend konnte jeder von uns bestätigen, dass diese Fahrt auch dieses Jahr ein einschneidendes Erlebnis war. Wir alle haben einen bleibenden Eindruck von der damaligen Zeit erhalten und werden diesen nicht so schnell vergessen.
Wir sind alle sehr froh gewesen, dass wir mitfahren durften und bedanken uns bei den zuständigen Lehrern, die uns diese Fahrt überhaupt ermöglicht haben. Solche Studienreisen sind wichtig und besonders, weil sie uns die Geschichte der Vergangenheit auf einen ganz anderen Weg vermitteln, als Lehrbücher das könnten. Und die Vergangenheit muss richtig verstanden und nicht nach einem Jahr wieder vergessen werden. Denn wer aus der Vergangenheit nicht lernt, begeht die gleichen Fehler in der Zukunft.

Geschrieben von Emma Ide (Klasse 9)